Gelangen Arbeitsstoffe, Materialien oder Produkte auf den Boden und sind diese u. U. gleitfördernd wie Fette, Öle oder auch nur Wasser, besteht akute Rutschgefahr. Dieser Rutschgefahr kann mit rutschhemmenden Fußbodenbelägen entgegengetreten werden. Je nach Anforderungsbedingungen können das feinraue, raue oder profilierte Bodenbeläge sein.
Solche Bodenbeläge können
Es sind jedoch auch
Die Prüfung der Rutschhemmung von Bodenbelägen erfolgt nach dem sog. "Begehungsverfahren - Schiefe Ebene" nach Anhang 1 der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A 1.5 „Fußböden“ entsprechend der „DIN EN 16165 - Rutschhemmung von Fußböden – Ermittlungsverfahren“. Die dabei ermittelte Bewertungsgruppe des jeweiligen Bodenbelags dient als Maßstab für den Grad der Rutschhemmung. Bodenbeläge mit der geringsten Bewertungsgruppe haben den Wert "R 9". Böden mit der höchsten Rutschhemmung gehören der Bewertungsgruppe "R 13" an.
Für nassbelastete Barfußbereiche (z. B. in Bädern, Krankenhäusern sowie Umkleide-, Sanitär- und Duschräumen von Sport- und Arbeitsstätten) kommt die DGUV Information 207-006 mit den Bewertungsgruppen A – C zum Tragen.
Die Anforderungen unserer Branchen bezüglich des Bodenbelags sind zum Teil eine echte Herausforderung. So gibt es Bereiche, in denen große Mengen gleitfördernder Stoffe, wie z. B. Fleisch-, Gemüse-, Obst- oder Fettteile, auf den Boden gelangen. Aus diesem Grund wurden Bodenbeläge mit Vertiefungen unter der Gehebene entwickelt – dies schafft den sogenannten Verdrängungsraum. Solche Bodenbeläge tragen zusätzlich ein "V" in der Bezeichnung, gefolgt von einer Ziffer. Solche Beläge gibt es mit dem Verdrängungsraum von V 4 bis V 10 in Zweierschritten unterteilt (Tabelle 1). Die Ziffern geben den Verdrängungsraum in cm3/dm2 unter der Gehebene an.
Tabelle 1: Zuordnung der Bezeichnung des Verdrängungsraumes zu den Mindestvolumina
Bezeichnung des Verdrängungsraumes | Mindestvolumen des Verdrängungsraumes (cm³/dm²) |
V 4 | 4 |
V 6 | 6 |
V 8 | 8 |
V 10 | 10 |
Aus der jahrelangen Erfahrung der verschiedenen Branchen kann man von vornherein sagen, welchen Rauhigkeitswert bzw. Verdrängungsraum die jeweiligen Arbeitsräume, Arbeitsbereiche und betrieblichen Verkehrswege haben müssen, um den Beschäftigten genügend Schutz gegen Ausrutschen zu bieten. Die nachfolgende Tabelle 2 enthält für verschiedene Arbeitsräume, Arbeitsbereiche und betriebliche Verkehrswege unserer Branchen die jeweiligen R- bzw. V-Werte.
Von den Werten für die Bewertungsgruppe der Rutschgefahr und den erforderlichen Verdrängungsraum kann bei besonderen betrieblichen Verhältnissen auch nach oben abgewichen werden. Weiter vorgegebene R- und V-Werte für Arbeitsräume, Arbeitsbereiche und betriebliche Verkehrswege sind im Anhang 2 der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A1.5 aufgeführt.
Tabelle 2: Ausgesuchte Arbeitsräume, Arbeitsbereiche und betriebliche Verkehrswege mit dazugehörender Bewertungsgruppe der Rutschgefahr (R-Wert) und Verdrängungsraum (V-Wert)
Arbeitsräume, Arbeitsbereiche und betriebliche Verkehrswege | Bewertungsgruppe der Rutschgefahr (R-Gruppe) |
Verdrängungsraum |
Allgemeine Arbeitrsräume und
-bereiche Eingangsbereiche, innen Eingangsbereiche, außen Treppen, innen Außentreppen Toiletten Umkleide- und Waschräume Pausenräume (z. B. Aufenthaltsraum, Betriebskantinen) Erste-Hilfe-Räume |
R 9 R 11 oder R 10 R 9 R 11 oder R 10 R 9 R 10 R 9 R 9 |
V 4 V 4 |
Herstellung von Margarine, Speisefett, Speiseöl Fettschmelzen Speiseölraffinerie Herstellung und Verpackung von Margarine Herstellung und Verpackung von Speisefett, Abfüllen von Speiseöl |
R 13 R 13 R 12 R 12 |
V 6 V 4 |
Milchbe- und verarbeitung, Käseherstellung Frischmilchverarbeitung einschließlich Butterei Käsefertigung, -lagerung und Verpackung Speiseeisfabrikation |
R 12 R 11 R 12 |
|
Schokoladen- und Süßwarenherstellung Zuckerkocherei Kakaoherstellung Rohmassenherstellung Eintafelei, Hohlkörper- und Pralinenfabrikation |
R 12 R 12 R 11 R 11 |
|
Herstellung von Backwaren (Bäckereien, Konditoreien, Dauerbackwarenherstellung) Teigbereitung Räume, in denen vorwiegend Fette oder flüssige Massen verarbeitet werden Spülräume |
R 11 R 12 R 12 |
V 4 |
Schlachtung, Fleischbearbeitung, Fleischverarbeitung Schlachthaus Kutterräume, Darmschleimerei Fleischzerlegung Wurstküche Kochwurstabteilung Rohwurstabteilung Wursttrockenraum Darmlager Pökelei, Räucherei Geflügelverarbeitung Aufschnitt- und Verpackungsabteilung Handwerksbetrieb mit Verkauf |
R 13 R 13 R 13 R 13 R 13 R 13 R 12 R 12 R 12 R 12 R 12 R 12 |
V 10 V 10 V 8 V 8 V 8 V 6 V 6 V 8 *) |
Be- und Verarbeitung von Fisch, Feinkostherstellung Be- und Verarbeitung von Fisch Feinkostherstellung Mayonnaiseherstellung |
R 13 R 13 R 13 |
V 10 V 6 V 4 |
*) Wurde überall ein einheitlicher Bodenbelag verlegt, kann der Verdrängungsraum auf Grund einer Gefährdungsbeurteilung (unter Berücksichtigung des Reinigungsverfahrens, der Arbeitsabläufe und des Anfalls an gleitfördernden Stoffen auf den Fußboden) bis auf V 4 gesenkt werden.
Arbeitsräume, Arbeitsbereiche und betriebliche Verkehrswege | Bewertungsgruppe der Rutschgefahr (R-Gruppe) |
Verdrängungsraum |
Gemüsebe- und -verarbeitung Sauerkrautherstellung Gemüsekonservenherstellung Sterilisierräume Räume, in denen Gemüse für die Verarbeitung vorbereitet wird |
R 13 R 13 R 11 R 12 |
V 6 V 6 V 4 |
Nassbereiche bei der Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung (soweit nicht besonders erwähnt) Lagerkeller, Gärkeller, Getränkeabfüllung, Fruchtsaftherstellung |
R 10 R 11 |
|
Küchen, Speiseräume Gastronomische Küchen (Gaststättenküchen, Hotelküchen) Küchen für Gemeinschaftsverpflegung in Heimen, Schulen, Kindertagesstätten, Sanatorien Küchen für Gemeinschaftsverpflegung in Krankenhäusern, Kliniken Großküchen für Gemeinschaftsverpflegung in Mensen, Kantinen, Fernküchen Aufbereitungsküchen (Fast- Food-Küchen, Imbissbetriebe) Auftau- und Anwärmküchen, Kaffee- und Teeküchen, Küchen in Hotels garnis, Stationsküchen |
R 12 R 11 R 12 R 12 R 12 R 10 R 10 |
V 4 |
Spülräume für gastronomische Küchen, Großküchen für Gemeinschaftsverpflegung in Mensen, Kantinen, Fernküchen, Aufbereitungsküchen (Fast-Food-Küchen, Imbissbetriebe) Spülräume für Küchen der Gemeinschaftsverpflegung in Heimen, Schulen, Sanatorien, Kindertagesstätten Spülräume für Küchen der Gemeinschaftsverpflegung in Krankenhäusern, Kliniken, Speiseräume, Gasträume, Kantinen, einschl. Serviergängen |
R 12 R 11 R 12 R 9 |
V 4 |
Arbeitsräume, Arbeitsbereiche und betriebliche Verkehrswege | Bewertungsgruppe der Rutschgefahr (R-Gruppe) |
Verdrängungsraum |
Kühlräume, Tiefkühlräume,
Kühlhäuser, Tiefkühlhäuser für unverpackte Ware für verpackte Ware |
R 12 R 11 |
|
Verkaufsstellen,
Verkaufsräume Warenannahme Fleisch für unverpackte Ware für verpackte Ware Warenannahme Fisch Bedienungsgang für Fleisch und Wurst für unverpackte Ware für verpackte Ware Bedienungsgang für Brot- und Backwaren für unverpackte Ware Bedienungsgang für Molkerei- und Feinkosterzeugnisse, unverpackte Ware Bedienungsgang für Fisch für unverpackte Ware für verpackte Ware Bedienungsgänge sonstige Fleischvorbereitungsraum zur Fleischbearbeitung zur Fleischverarbeitung Verkaufsbereiche mit Backöfen zum Herstellen von Backwaren zum Aufbacken vorgefertigter Backwaren Verkaufsbereiche mit Fritteusen oder Grillanlagen Verkaufsräume, Kundenräume Vorbereitungsbereiche für Lebensmittel zum SB-Verkauf Kassenbereiche, Packbereiche Verkaufsbereiche im Freien |
R 11 R 10 R 11 R 11 R 10 R 10 R 10 R 12 R 11 R 9 R 12 R 11 R 11 R 10 R 12 R 9 R 10 R 9 R 11 oder R 10 |
V 8 V 4 |
Wäscherei Räume mit Durchlaufwaschmaschinen (Waschröhren) oder mit Waschschleudermaschinen Räume mit Waschmaschinen, denen die Wäsche tropfnass entnommen wird Räume zum Bügeln und Mangeln |
R 9 R 11 R 9 |
|
Kraftfutterherstellung Trockenfutterherstellung Kraftfutterherstellung unter Verwendung von Fett und Wasser |
R 11 R 11 |
V 4 |
Lagerbereiche Lagerräume für Öle und Fette Lagerräume für verpackte Lebensmittel Lagerbereiche im Freien |
R 12 R 10 R 11 oder R 10 |
V 6 V 4 |
Metallbe- und -verarbeitung, Metall-Werkstätten Mechanische Bearbeitungsbereiche (z. B. Dreherei, Fräserei), Stanzerei, Presserei, Zieherei (Rohre, Drähte) und Bereiche mit erhöhter Öl- Schmiermittelbelastung |
R 11 |
V 4 |
Arbeitsräume, Arbeitsbereiche und betriebliche Verkehrswege | Bewertungsgruppe der Rutschgefahr (R-Gruppe) |
Verdrängungsraum |
Werkstätten für Fahrzeuginstandhaltung Instandsetzungs- und Wartungsräume Arbeits- und Prüfgrube Waschhalle, Waschplätze |
R 11 R 12 R 11 |
V 4 V 4 |
Abwasserbehandlungsanlagen Pumpenräume Räume für Schlammentwässerungsanlagen Räume für Rechenanlagen Standplätze von Arbeitsplätzen, Arbeitsbühnen und Wartungspodeste |
R 12 R 12 R 12 R 12 |
|
Parkbereiche Garagen, Hoch- und Tiefgaragen ohne Witterungseinfluss Garagen, Hoch- und Tiefgaragen mit Witterungseinfluss Parkflächen im Freien |
R 10 R 11 oder R 10 R 11 oder R 10 |
V 4 V 4 |
Betriebliche Verkehrswege in Außenbereichen Gehwege Laderampen überdacht nicht überdacht Schrägrampen (z. B. für Rollstühle, Ladebrücken) |
R 11 oder R 10 R 11 oder R 10 R 12 oder R 11 R 12 oder R 11 |
V 4 V 4 V 4 V 4 |
Bäder Einzel- und Sammelumkleide Sauna- und Ruhebereich Duschräume und Duschbereiche Beckenumgänge diese Bereiche werden beschuht und barfuß begangen. |
R 10 R 10 R 10 R 10 |
Anwendungsbeispiel:
Der Arbeitsbereich Geflügelverarbeitung wird mit der Rutschgefahr der Bewertungsgruppe R 12 bewertet. Die Größe des Mindestverdrängungsraums wird mit V 6 angegeben.
Es können auch Bodenbeläge mit größeren R- bzw. V-Werten ausgewählt werden – dies erhöht die Sicherheit. Eine Verringerung dieser Werte erhöht jedoch die Unfallgefahr! |
Bei der Auswahl eines geeigneten Bodenbelages können alle Bodenbeläge in die Betrachtung einbezogen werden, denen auf Grund ihrer Prüfung folgende Eigenschaften bescheinigt worden sind:
Tabelle 3: Beispiel: mögliche Rutschhemmung und Verdrängungsräume für Bodenbeläge im Arbeitsbereich der Geflügelverarbeitung
Rutschhemmung (R-Wert) |
Verdrängungsraum (V-Wert) |
R 12 | V 6 |
R 12 | V 8 |
R 12 | V 10 |
R 13 | V 6 |
R 13 | V 8 |
R 13 | V 10 |