2. Gefahrstoffinformation

2.1 Stoffeigenschaften

Chemische Bezeichnung:
Dimethyldicarbonat (DMDC)

Handelsname:
Velcorin®

Chemische Formel:
(CH3OCO)2O

Velcorin® ist der Handelsname, unter dem der antimikrobielle Wirkstoff mit der chemischen Bezeichnung Dimethyldicarbonat von der Fa. Lanxess vermarktet wird. Die farblose Flüssigkeit mit leicht stechendem Geruch wirkt ätzend. Die Dämpfe sind giftig. Sie wirken reizend auf die Schleimhäute des Auges und des oberen Atemtraktes. Mitarbeiter mit obstruktiven Atemwegserkrankungen dürfen Velcorin®-Dämpfen nicht ausgesetzt werden.

Mit überschüssigem Wasser reagiert Velcorin ® zu Kohlendioxid und Methanol. Vollständig abgeschlossen ist diese temperaturabhängige Hydrolyse erst nach mehreren Stunden (Abb. 1). Vor Ablauf der Hydrolyse dürfen mit Velcorin® behandelte Getränke deshalb nicht konsumiert werden.

Bei Temperaturen unter 17 °C kristallisiert Velcorin® aus. Bei Brand oder übermäßigem Erwärmen wird Velcorin® unter Freisetzung toxischer Gase zersetzt.

Über den Flammpunkt erwärmtes Velcorin® kann entzündet werden.

Physikalisch-chemische Daten

Dichte 1,25 g/cm3
Erstarrungspunkt 17 °C
Dampfdruck 0,7 hPa (20 °C)
Siedetemperatur 172 °C (unter CO2-Entwicklung)
Flammpunkt 96,5 °C nach Methode DIN EN ISO 2719/A, geschlossener Tiegel

 

2.2 Kennzeichnung

Piktogramme

Giftig
Giftig
Ätzend
Ätzend

Gefahrenhinweise (H-Sätze)

H302 Gesundheitsschädlich beim Verschlucken.
H314 Versursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
H330 Lebensgefahr beim Einatmen.

Sicherheitshinweise (P-Sätze)

Prävention  
P260 Staub/Rauch/Gas/Nebel/Dampf/Aerosol nicht einatmen.
P270 Bei Gebrauch nicht essen, trinken oder rauchen.
P280 Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz tragen.
P284 Bei unzureichender Belüftung Atemschutz tragen.
Reaktion  
P301 + P330 + P331 BEI VERSCHLUCKEN: Mund ausspülen. KEIN Erbrechen herbeiführen.
P303 + P361 + P353 BEI BERÜHRUNG MIT DER HAUT (oder dem Haar): Alle Kontaminierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen.
P304 + P340 + P310 BEI EINATMEN: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen. Sofort GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt anrufen.
P305 + P351 + P338 + P310 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen. Sofort GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt anrufen.
Lagerung  
P403 + P233 An einem gut belüfteten Ort aufbewahren. Behälter dicht verschlossen halten.
Entsorgung  
P501 Inhalt/Behälter einer anerkannten Abfallentsorgungsanlage zuführen

Diese als Elemente der Kennzeichnung vorgeschriebenen allgemeinen Sicherheitshinweise werden in den folgenden Kapiteln "Schutzmaßnahmen" und "Erste Hilfe" detailliert behandelt.

 

2.3 Daten zur Toxikologie gemäß Sicherheitsdatenblatt

Für Velcorin® (DMDC) ist weder ein Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) noch ein MAK-Wert (Maximale Arbeitsplatzkonzentration) vorgegeben. Eine Orientierung für die Beurteilung des gesundheitsschädlichen und umweltschädlichen Potentials des Stoffes geben die Angaben im Sicherheitsdatenblatt (Abschnitt 11 und 12), die hier in Auszügen sinngemäß wiedergegeben werden.

Akute Toxizität

Verschlucken: Schätzwert akuter Toxizität ca. 335 mg/kg Körpergewicht
Einatmen: Schätzwert akuter Toxizität 0,71 mg/l (Dampf, 4h Expositionszeit)

Bei wiederholter Verabreichung

NOEL, Verschlucken: 4000 mg/kg (Spezies Hund, Expositionszeit 12 Monate, chronische Toxizität)
NOAEL, Einatmung: 0,23 mg/m3 (Spezies Ratte, Expositionszeit 90 Tage, 5 Tage pro Woche);

(NOEL, NOAEL: No Observed Effect Level und No Observed Adverse Effect Level; im Tierversuch ermittelte Wirkschwellen; siehe Kapitel 11 im Sicherheitsdatenblatt).

Das Produkt verursacht starke Reizungen der Haut, Augen und Schleimhäute. Schon eine kurzzeitige Exposition durch Einatmen kann zur Reizung von Nase und Rachen sowie Atembeschwerden führen. Bei Personen mit einer entsprechenden Veranlagung können asthmatische Reaktionen auftreten.

Velcorin® (DMDC) ist leicht biologisch abbaubar und als schwach wassergefährdend eingestuft (Wassergefährdungsklasse 1).

 

2.4 Stoffbedingte Gesundheitsgefährdung

Inhalative Gefährdung

Beim offenen Handhaben von Velcorin® können giftige Dämpfe freigesetzt werden. Diese Dämpfe reizen die Schleimhäute des oberen Atemtraktes. Personen mit obstruktiven Atemwegserkrankungen dürfen auf keinen Fall Velcorin®-Dämpfen ausgesetzt werden, da für diesen Personenkreis die Gefahr eines akuten Asthmaanfalles nicht ausgeschlossen werden kann.

Velcorin®-Dämpfe können im Nahbereich der Dosierstation, z. B. beim Flaschenwechsel, freigesetzt werden. In geringer Menge wird Velcorin® auch bei der Abfüllung in der Nähe der Füllorgane oder beim Entlüften des Füllers, bei Spülvorgängen und beim Produktwechsel freigesetzt.

Die Geruchsschwelle der leicht stechend riechenden Flüssigkeit ist relativ hoch, sodass bereits gesundheitsgefährdende Velcorin®-Konzentrationen in der Luft möglicherweise nicht rechtzeitig wahrgenommen werden.

Gefährdung der Augen/Gefährdung der Haut

Flüssiges Velcorin® wirkt ätzend. Beim offenen Handhaben von Velcorin® ist mit der Gefahr einer Verätzung beispielsweise beim Verschütten zu rechnen. Gefährdet sind insbesondere die Augen.

Gefährdung durch Verschlucken von reinem Velcorin®

Flüssiges Velcorin® wirkt ätzend auf die Schleimhäute des Mund-Rachenraumes und des Magen-Darmtraktes. Es besteht Perforationsgefahr.

Gefährdung durch vorzeitigen Verzehr von mit Velcorin® behandelten Getränken

Mit Velcorin® behandelte Getränke dürfen nicht vor Ablauf der Hydrolyse konsumiert werden. Der Grund: Die Reaktion von Velcorin® mit Wasser zu Kohlendioxid und Methanol läuft nicht sofort vollständig ab. Vor Ablauf der Zerfallszeit können sich noch nicht zerfallene Anteile im Getränk befinden. Die Zerfallsdauer hängt in erster Linie von der Getränketemperatur ab. Unter Einrechnung einer Sicherheitsspanne kann bei einer Raumtemperatur von 15–20 °C angenommen werden, dass nach Ablauf von ca. 4 Stunden kein Velcorin® mehr im Getränk vorhanden ist.


Abbau (Hydrolyse) von Velcorin<sup>®</sup> in Getränken
Abb. 1: Abbau (Hydrolyse) von Velcorin® in Getränken (Dimethyldicarbonat + Wasser -> Methanol + Kohlendioxid)

2.5 Physikalisch-chemische Gefährdungen

Gefährdung durch auskristallisiertes Velcorin®

Bei Temperaturen unterhalb von 17 °C beginnt Velcorin® zu kristallisieren. Velcorin®-Kristalle können Grund für Störungen bei der Dosierung sein. Zur Rückverflüssigung darf das Velcorin® auf maximal 30 °C erwärmt werden (s. u.).

Gefährdung durch Überhitzung von Velcorin®

Durch Hitzeeinwirkung kann es zu einer gefährlichen Zersetzungsreaktion unter Gasentwicklung kommen. Bei Temperaturen deutlich oberhalb von 30 °C zersetzt sich Velcorin® merklich. Bei der Zersetzungsreaktion werden Kohlendioxid und Kohlenmonoxid freigesetzt. In geschlossenen Gebinden kann sich dann ein gefährlicher Überdruck aufbauen.

Hinweise zum Brand- und Explosionsschutz

Der bestimmungsgemäße Einsatz von Velcorin® erfolgt ausschließlich mittels Spezialdosierpumpen. Aufgrund des relativ hohen Flammpunktes von 96,5°C ist Velcorin® nicht als entzündbare Flüssigkeit eingestuft.

Mit einer möglichen Entflammung und der Bildung zündfähiger Gemische ist unter normalen Arbeitsbedingungen nicht zu rechnen, so dass die üblichen Maßnahmen des betrieblichen Brandschutzes ausreichen.

 

 

Autor: Hartmann
2020-1-20