Müdigkeit am Steuer – Ursachen und Maßnahmen
von Dr. Michael Geiler | aus Akzente
Man beginnt zu gähnen. Die Reaktionen werden langsamer, die Augenlider schwerer. Das Fahren wird zur Quälerei. Müdigkeit am Steuer ist sehr gefährlich.
20 bis 40 % der Unfälle im gewerblichen Straßentransport – so wird geschätzt - sind müdigkeitsbedingt. Auch bei Großunfällen wie denen des Tankers Exxon Valdez und im Kernkraftwerk Tschernobyl sowie bei kritischen Ereignissen in der Luftfahrt wurde Müdigkeit als eine wesentliche Ursache ermittelt.
Das macht müde
Müdigkeit ist zuerst einmal die Folge einer wie auch immer gearteten körperlichen oder geistigen Beanspruchung oder Aktivität. Reserven und Kräfte lassen nach, Unlustgefühle und Widerwillen stellen sich ein, die Leistung nimmt ab. Daneben spielen bei der Entstehung von Müdigkeit weitere Größen eine Rolle. Die Tageszeit bestimmt mit darüber, wie schnell man müde wird. Der Mensch unterliegt einem 24-Stunden-Rhythmus, bei dem sich Schlaf- und Wachphasen abwechseln. Der Körper ist auf Schlafen in der Nacht und Wachsein am Tag programmiert. So sind z.B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Reaktionsfähigkeit usw. während der Nachtstunden deutlich schlechter. Zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens sind Müdigkeit oder Schläfrigkeit am größten. Daneben gibt es ein Mittagstief ungefähr zwischen 14 und 16 Uhr. Einschlafbedingte Unfälle ereignen sich hauptsächlich in diesen Zeitabschnitten.
Auch eine Rolle spielen eventuell vorhandene »Schlafschulden«. Die meisten Erwachsenen brauchen pro 24 Stunden einen sieben- bis neunstündigen erholsamen Schlaf. Wird die erforderliche Schlafdauer und -güte nicht erreicht, baut sich ein Schlafdefizit auf. Es geht mit einer deutlichen Leistungsverschlechterung einher und kann nur durch Schlaf ausgeglichen werden. Ein Schlafdefizit kann sich über einen längeren Zeitraum aufbauen. Es kommt also nicht nur auf Quantität und Qualität der letzten Schlafperiode an. Auch Medikamente und Krankheiten können Müdigkeit hervorrufen: Müdemacher können Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie Medikamente gegen Depressionen, Psychosen, Ängste, Bluthochdruck und Schmerzen sein. Ebenso können krankhafte Schlafstörungen wie z.B. Schlafapnoe Ursache für häufig und stark auftretende Tagesmüdigkeit sein. Außerdem: Monotonie verstärkt eine beginnende Müdigkeit. Bei hoher Motivation dagegen fühlt man sich vergleichsweise länger wach und frisch.
Müde am Steuer: was tun und was nicht?
Es ist grundsätzlich wichtig, sensibel für die eigenen Körpersignale zu sein und Müdigkeitssymptome ernst zu nehmen. Jeder muss sich bewusst machen, dass es extrem gefährlich wird, wenn man beim Fahren sehr müde ist. Der Zeitpunkt eines ermüdungsbedingten Einschlafens ist weder vorhersehbar noch willentlich wesentlich beeinflussbar. Wortwörtlich werden wir vom Schlaf überfallen. Um es klar zu sagen: Bei starker Müdigkeit hilft nur eins: schlafen. Und das heißt: Auch wenn das Ziel nicht mehr weit entfernt ist und man es bis dorthin noch zu schaffen glaubt, sollte man unbedingt einen Parkplatz ansteuern und ein Nickerchen machen. 20 Minuten Schlaf bewirken nahezu Wunder. Man fühlt sich frischer und empfindet das Fahren nicht mehr als Quälerei. Fahren Sie einen Parkplatz an, stellen Sie die Sitzlehne waagrecht und lassen Sie sich durch Ihr Handy nach 15 - 30 Minuten wecken. Ein Kissen, eine Decke und eine Schlafmaske sind sinnvolle Reisebegleiter. Wenn überhaupt – dann nur für kurze Zeit - gegen Müdigkeit wirksam sind z.B. Fenster öffnen, laut Radio hören, sich im Gesicht kratzen usw. Solche Maßnahmen maskieren nur die Müdigkeit, verringern sie aber nicht und reichen nur – hoffentlich – bis zum nächsten Parkplatz.
Bei aufkommender Müdigkeit sollte man dringend eine Pause einlegen und dadurch die Monotonie z.B. einer nächtlichen Autobahnfahrt unterbrechen. Leichte körperliche Bewegung an der frischen Luft kann für 15 Minuten die Müdigkeit vertreiben. Koffein wirkt etwa nach 30 Minuten aktivierend, wenn man nicht an große Kaffeemengen gewöhnt ist. Es kann hilfreich sein, vor einem 20-minütigen Kurzschlaf eine oder zwei Tassen Kaffee zu trinken. Der Kaffee entfaltet dann seine Wirkung, wenn der Kurzschlaf beendet ist.
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BG/DVR-PROGRAMM |
Der Weg zum erholsamen Schlaf
Bereits vor Antritt einer längeren Fahrt lässt sich einiges gegen das Aufkommen von Müdigkeit tun. Wesentlich ist, ohne Schlafschulden zu starten, indem man für einen guten und erholsamen (Nacht-) Schlaf gesorgt hat. Hierzu einige Hinweise: