Anhang 1

Beispiele zur Expositionsbewertung

1 Allgemeines

Im Folgenden werden die notwendigen Schritte zur Bewertung der Exposition an verschiedenen Widerstandsschweißeinrichtungen erläutert.

Dabei wird vorausgesetzt, dass:

1.1 50-Hz-Wechselstrom-Schweißeinrichtungen

Den folgenden Betrachtungen werden die in den Bildern 1 und 2 dargestellten zeitlichen Verläufe des Schweißstromes zugrunde gelegt.

Zeitlicher Verlauf des Schweißstromes während eines Schweißvorganges

Bild 1: Zeitlicher Verlauf des Schweißstromes während eines Schweißvorganges einer 50-Hz-Widerstandsschweißeinrichtung

Ausschnitt aus dem im Bild 1 dargestellten zeitlichen Verlauf des Schweißstromes

Bild 2: Ausschnitt aus dem im Bild 1 dargestellten zeitlichen Verlauf des Schweißstromes während eines Schweißvorganges

Die Ergebnisse der Messung des Spitzenwertes der magnetischen Flussdichte sind in der Tabelle 1 aufgeführt.

Messort Spitzenwert der magnetischen Flussdichte B in mT Exponiertes Körperteil
Abstand zum Schweißpunkt 6 cm 35 Hand
Abstand zum Schweißpunkt 20 cm 5,1 Rumpf
Mitte des Schweißfensters 7,5 ggf. Extremitäten

Tabelle 1: An unterschiedlichen Messorten gemessene Spitzenwerte der magnetischen Flussdichte

Schritt 1: Bestimmung der zeitlichen Summe aller Feldänderungen aus der Schweißzeit und Stromflusszeit für einen Schweißvorgang.

Die Schweißzeit und die Stromflusszeit werden aus den Bildern 1 und 2 bestimmt.

Aus Bild 1 ist zunächst die Schweißzeit zu bestimmen. Sie beträgt 30 Perioden von je 20 ms und gilt streng genommen nur für einen sinusförmigen Stromverlauf. Auf Grund der eingesetzten Phasenanschnittssteuerungen hat der Schweißstrom, wie im Bild 2 dargestellt, in der Regel einen lückenden Verlauf und weicht damit von der reinen Sinusform ab. Die Stromflusszeit ist damit gegenüber einen sinusförmigen Stromverlauf um die Anzahl der Stromlücken kürzer.

Bei dem im Bild 2 dargestellten Stromverlauf beträgt die Stromlücke in einer Halbwelle tHL = 3,8 ms.

Die Stromflusszeit und damit die Zeit der Feldänderungen τD betragen bei diesem Beispiel:

τD = Σ    τPi = 60 · (10 · ms - tHL) = 60 · (10 · ms - 3,8 · ms) = 372 · ms

Schritt 2: Bestimmung der zeitlichen Dauer eines Impulses/Impulszuges mit anschließender Pause.

Hier ist die Zeitdauer zwischen zwei Schweißvorgängen zu ermitteln.

Wie vorausgesetzt ist die Zeitdauer zwischen zwei Schweißvorgängen länger als 1 Sekunde (1000 ms). Damit kann die Integrationszeit TI auf TI = 1 s beschränkt werden (siehe Abschnitt 2 Nr. 11).

Schritt 3: Berechnung des Gewichtungsfaktors V

Zur Berechnung des Gewichtungsfaktors V wird nach Abschnitt 3.1 der Anlage 1 zur Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) folgende Formel benutzt.

Formel 12

mit

V = Gewichtungsfaktor

TI = Integrationszeit

τD = Zeitliche Summe aller Feldänderungen

In dieser Formel werden die im Schritt 1 und im Schritt 2 ermittelten Zeiten für TI und τD eingesetzt. Für den im Bild 1 dargestellten Schweißvorgang ergibt sich der Gewichtungsfaktor zu:

Formel 13
Schritt 4: Bestimmung der Frequenz der Feldänderung fP

Die Frequenz wird aus dem zeitlichen Verlauf des Stromes oder des Feldes ermittelt. Dies sollte an Hand eines Strom- oder Feldverlaufes mit hoher zeitlicher Auflösung, wie im Bild 2 dargestellt, erfolgen.

Nach der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) sind für sinusförmige Feldverläufe die Frequenz bestimmenden zeitlichen Parameter entsprechend Bild 3 zu bestimmen.

Bestimmung der frequenzbestimmenden zeitlichen Parameter

Bild 3: Bestimmung der frequenzbestimmenden zeitlichen Parameter τPi.

Auf Grund des Phasenanschnittes sind die ansteigenden und abfallenden Abschnitte der sinusähnlichen Halbwellen unterschiedlich. Sie haben in diesem betrachteten Fall folgende Zeiten:

Anstiegszeit: τP1 = 2,6 ms
Abfallzeit: τP2 = 3,6 ms

Die Frequenz der Feldänderung fP wird nach Abschnitt 3.1 der Anlage 1 zur Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) mit folgender Formel berechnet:

Formel 14

In dieser Formel steht τPmin für den kleinsten Wert der Zeitdauer einer Feldänderung. Für das Beispiel bedeutet dies, dass τPmin = τP1 ist. Die Frequenz fP beträgt damit:

Formel 15
Schritt 5: Bestimmung der zulässigen Werte

Bei einer 50-Hz-Wechselstrom-Schweißeinrichtung haben der Strom und damit auch das magnetische Feld einen sinusähnlichen Verlauf.

Damit ist die Bestimmung der mittleren zeitlichen Änderung und des Spitzenwertes der magnetischen Flussdichte nach Abschnitt 3.1 der Anlage 1 zur Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) ausreichend (siehe auch Abschnitt 4.4.5 dieser BG-Information).

a)Mittlere zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte

Zur Bestimmung der mittleren zulässigen zeitlichen Änderung der magnetischen Flussdichte ist die Tabelle 15 der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) anzuwenden. Für eine Frequenz von ca. 96 Hz ergibt sich:

Formel 15

Mit dem im Schritt 3 berechneten Wert für den Gewichtungsfaktor V = 1,64 ergibt sich die mittlere zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte zu:

Formel 16
b)Zulässiger Spitzenwert der magnetischen Flussdichte

Der zulässige Spitzenwert der magnetischen Flussdichte wird durch Multiplikation des Wertes für die mittlere zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte mit dem kleinsten Wert für die Zeitdauer einer Feldänderung τPmin berechnet. Bei dem betrachteten Beispiel ist τPmin = τP1 (siehe Schritt 4). Somit gilt:

Formel 16
Schritt 6: Beurteilung der Exposition

Die Beurteilung der Exposition erfolgt an Hand des Vergleichs der Messwerte (siehe Tabelle 1) mit dem zulässigen Spitzenwert der magnetischen Flussdichte aus Schritt 5 (siehe Flussdiagramm in Abschnitt 4.4.5).

Im Folgenden erfolgt beispielhaft die Beurteilung (siehe auch Flussdiagramm im Bild 4) für den in der Tabelle 1 aufgeführten Messort „Abstand zum Schweißpunkt 20 cm“, bei dem keine lokale Exposition angenommen wird.

1.Vergleich der Messwerte mit dem zulässigen Spitzenwert der magnetischen Flussdichte für den Expositionsbereich 1
 Es sind die im Schritt 5 berechneten zulässigen Werte mit dem in der Tabelle 1 aufgeführten Spitzenwert der magnetischen Flussdichte zu vergleichen.
 Für das Beispiel zeigt der Vergleich des maximal zulässigen Spitzenwertes der magnetischen Flussdichte (Bzul = 1,62 mT) mit den Werten der magnetischen Flussdichte die am Messort für die Exposition des Rumpfes (B = 5,1 mT) ermittelt wurden, dass der gemessene Wert der magnetischen Flussdichte über dem zulässigen Wert liegt. Damit ist zu prüfen, ob nach der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) die zulässigen Werte für den Bereich erhöhter Exposition angewendet werden können.
2.Feststellen ob die zulässigen Werte für den Bereich erhöhter Exposition angewendet werden können
 Nach der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) können die zulässigen Werte für den Bereich erhöhter Exposition nur angewendet werden, wenn die Expositionszeit zwei Stunden am Tag nicht überschreitet. Nach Abschnitt 4.4.5 ist die Expositionszeit das Produkt aus der Anzahl der Schweißvorgänge pro Tag und der Stromflusszeit pro Schweißvorgang. Bei diesem Beispiel wurde die Stromflusszeit bereits im Schritt 1 mit τD = 372 ms ermittelt, zur Bestimmung der Expositionszeit ist daher nur noch die Anzahl der Schweißimpulse pro Tag zu ermitteln. Für das Beispiel werden 5000 Schweißvorgänge pro Tag angenommen (dies ist für manuell ausgelöste Schweißvorgänge eine hohe Anzahl). Die Expositionszeit beträgt somit:
 tExpo = 5000 · τD = 5000 · 372 · 10-3 s = 1860s
 mit
 tExpo = Expositionszeit in s
 τD      = Stromflusszeit in s
 Die Dauer der Exposition liegt damit unterhalb von zwei Stunden pro Tag. Dies bedeutet, dass zur weiteren Beurteilung der Exposition die zulässigen Werte für den Bereich erhöhter Exposition angewendet werden können.
3.Bestimmung der zulässigen Werte für den Bereich erhöhter Exposition
 Die zulässigen Werte für den Bereich erhöhter Exposition werden analog zu Schritt 5 berechnet. Für den Bereich erhöhter Exposition beträgt dann der zulässige Spitzenwert der magnetischen Flussdichte 3,07 mT.
4.Beurteilung der Messwerte anhand der zulässigen Werte für den Bereich erhöhter Exposition
 Die Beurteilung ist anlog zu der im Schritt 6 unter Nummer 1 beschriebenen Vorgehensweise durchzuführen. Danach zeigt der Vergleich, dass auch hier die Messwerte über den zulässigen Werten liegen. Das bedeutet, dass eine Gefährdung von Personen nicht mehr ausgeschlossen werden kann und Maßnahmen zur Minderung der Exposition durchgeführt werden müssen.

 

Flussdiagramm zur Expositionsbeurteilung

Bild 4: Flussdiagramm zur Expositionsbeurteilung für das Beispiel im Anhang 1 Abschnitt 1.1 „50 Hz Widerstandsschweißeinrichtung“

Schritt 7: Überprüfung der Wirksamkeit durchgeführter Maßnahmen zur Reduzierung der Exposition

Falls im Schritt 6 festgestellt wird, dass Maßnahmen zur Reduzierung der Exposition erforderlich sind, sind nach der Auswahl und Umsetzung deren Wirksamkeit zu überprüfen, d.h. die Exposition am Arbeitsplatz muss – wie beschrieben – erneut beurteilt werden.

Hierzu ist der Spitzen- oder Effektivwert der magnetischen Flussdichte neu zu messen und mit den zulässigen Werten zu vergleichen (siehe Schritt 6).

1.2 Mittelfrequenz-Inverter-Schweißeinrichtung

Im Bild 5 ist der zeitliche Verlauf des Schweißstromes einer Mittelfrequenz-Inverter-Schweißeinrichtung für einen Schweißvorgang dargestellt.

Zeitlicher Verlauf des Schweißstromes

Bild 5: Zeitlicher Verlauf des Schweißstromes während eines Schweißvorganges an einer Mittelfrequenz-Inverter-Schweißeinrichtung

Die Ergebnisse der Messung des Spitzenwertes der magnetischen Flussdichte sind in der Tabelle 2 aufgeführt.

Messort Spitzenwert der magnetischen Flussdichte in mT Exponiertes Körperteil
Elektrodenarm Messabstand 6 cm 22 Hand
Schweißfenstermitte Messabstand 40 cm 5,2 Vorderseite Mitte Rumpf

Tabelle 2: An unterschiedlichen Messorten gemessene Spitzenwerte der magnetischen Flussdichte

Der für eine Mittelfrequenz-Inverter-Schweißeinrichtung im Bild 5 dargestellte Stromverlauf zeigt einen Stromimpuls aus mehreren überlagerten Funktionen. Im Beispiel sind dies:

a)ein Gleichstromimpuls mit exponentiell ansteigenden und abfallenden Flanken
b)Welligkeit
 b1)aus der Gleichrichtung des Inverterstromes (hier 300 Hz).
 b2)auf Grund der Schaltfrequenz des Wechselrichters (hier 2 kHz).
 b3)auf der ansteigenden Flanke des Gleichstromimpulses

Für jede dieser Funktionen ist eine getrennte Bewertung der Exposition durchzuführen.

Die Schritte 1 bis 3 dienen der Bestimmung des Gewichtungsfaktor V für den gesamten Impulszug. Dieses Ergebnis ist für die Bewertung sowohl des Gleichstromimpulses a) als auch der Welligkeit b) heranzuziehen.

Schritt 1: Bestimmung der zeitlichen Summe der Feldänderungen

Bei dem im Bild 5 dargestellten zeitlichen Verlauf des Stromes finden wesentliche Änderungen der magnetischen Flussdichte während des gesamten Schweißvorgangs statt.

Ausschnitt aus Bild 5

Bild 6: Ausschnitt aus Bild 5 für den zeitlichen Verlauf der abfallenden Flanke des Schweißstromes

Damit ergibt sich die zeitliche Summe der Feldänderungen τD aus der Summe der Stromzeit ts und der Zeitdauer der abfallenden Flanke τCf:

τD = ts + τCf = 22,85 ms + 2,62 ms = 25,47 ms

Schritt 2: Bestimmung der zeitlichen Dauer eines Impulses/Impulszuges mit anschließender Pause

Die Integrationszeit TI kann auf TI = 1 s beschränkt werden (siehe Anhang 1 Abschnitt 1.1 Schritt 2).

Schritt 3: Berechnung des Gewichtungsfaktors V

Der Gewichtungsfaktor wird analog zu Anhang 1 Abschnitt 1.1 Schritt 3 berechnet.

Für den im Bild 5 dargestellten Schweißvorgang hat der Gewichtungsfaktor den Wert:

Formel 17
a)Gleichstromimpuls

Auf Grund der Welligkeit des Stromes ist der Anstieg jedoch mehrfach unterbrochen, so dass dessen Bewertung nach Anhang 1 Abschnitt 1.2 Teil b3) „Bewertung der überlagerten Welligkeit auf der ansteigenden Flanke des Gleichstromimpulses“ zu erfolgen hat.

Schritt 4: Bestimmung der Frequenz der Feldänderung

Die Frequenz wird aus dem zeitlichen Verlauf der abfallenden Flanke des Stromes oder des Feldes bestimmt. Hierzu sind nach der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) zunächst die Frequenz bestimmenden zeitlichen Parameter für exponentielle Feldverläufe zu ermitteln. Für das Beispiel ist hierzu entsprechend Bild 6 der Zeitpunkt zu ermitteln, bei dem der Strom oder der Feldverlauf der abfallenden Flanke den Wert

Formel 18

erreicht und wie im Bild dargestellt die Zeitdauer der Feldänderung τP = τPf zu bestimmen. Im betrachteten Beispiel ist τPf = 1,85 ms. Damit erhält man für die Frequenz der Feldänderung:

Formel 19
Schritt 5: Bestimmung der zulässigen Werte

Es gelten die Erläuterungen gemäß Anhang 1 Abschnitt 1.1 Schritt 5.

Auf Grund des exponentiellen abnehmenden Strom- bzw. Feldverlaufs wird entsprechend der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) zur Beurteilung der Exposition die maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte benutzt.

Es wird die Tabelle 14 der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) für die Frequenz f = 135,1Hz und dem Gewichtungsfaktor V = 6,3 angewendet. Daraus ergeben sich die in der Tabelle 3 aufgeführten maximalen zulässigen zeitlichen Änderungen.

Exponiertes Körperteil Maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte in T/s
Ganzkörper 3,8
Extremitäten 9,4
Hand 75

Tabelle 3: Maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte für die Frequenz f = 135,1 Hz

Schritt 6: Bewertung und Beurteilung

Da sich die magnetische Flussdichte proportional zu dem sie verursachenden Strom verhält, kann die fehlende Feldgröße ΔB wie folgt berechnet werden:

Formel 20

Für die von der Schaltfrequenz herrührende Welligkeit der magnetischen Flussdichte ergibt sich:

Formel 21

mit

ΔBexp Änderung der magnetische Flussdichte der Flanke bis (1-e-π/2) Bcirce
Bcirce Spitzenwert der Amplitude der magnetischen Flussdichte des Schweißimpulses aus Tabelle 2 gemessen am Elektrodenarm
ΔIexp Änderung des Schweißstromes der abklingenden Flanke bis (1-e-π/2) Icirce
Icirce Spitzenwert der Amplitude des Schweißstromes aus Bild 5

Für die maximale zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte der abklingenden Flanke ergibt sich:

Formel 22

Es sind die im Schritt 5 berechneten Werte für die maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte mit dem berechneten Wert für die maximale zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte der abklingenden Flanke zu vergleichen.

Für das Beispiel zeigt der Vergleich der maximal zulässigen zeitlichen Änderung der magnetischen Flussdichte für die Hand (75 T/s) mit den aus den Messungen berechneten Werten der Änderung der magnetischen Flussdichte (9,63 T/s), dass die zulässigen Werte für die Exposition der Hand nicht überschritten werden.

Schritt 7: Auswahl von Maßnahmen

Da bei der Bewertung der Exposition der Hand keine Überschreitung der zulässigen Werte ermittelt wurde, sind keine besonderen Maßnahmen zur Reduzierung der Exposition notwendig.

Die zusätzlichen Festlegungen des Abschnittes 4.4.6.3 sind zu beachten!

b)Welligkeiten

Die dem Schweißstrom überlagerten Welligkeiten sind im Bild 7 dargestellt.

Überlagerte Welligkeiten

Bild 7: Überlagerte Welligkeiten, Ausschnitt aus dem im Bild 5 dargestellten zeitlichen Verlauf eines Schweißvorganges

Bild 7 zeigt einen sinusähnlichen bzw. dreieckförmigen zeitlichen Stromverlauf für beide Welligkeiten. Die Bewertung der Exposition wird nach der im Anhang 1 Abschnitt 1.1 beschriebenen Vorgehensweise durchgeführt. Im Folgenden werden in den verschiedenen Schritten nur noch die zu berücksichtigenden Besonderheiten der beiden Welligkeiten erläutert.

b1)Von der Gleichrichtung herrührende Welligkeit

Für die im Bild 7 dargestellten Zusammenhänge für den Strom und die Frequenz der von der Gleichrichtung (Index G) und der von der Schaltfrequenz (Index s) herrührenden Welligkeit gilt:

ΔIG < ΔIS

fG < fS

mit:

fG < 1000 Hz

fS > 1000 Hz

Daraus folgt:

Ergebnis: Die Bewertung der Exposition der von der Gleichrichtung herrührenden Welligkeiten kann auf Grund der obigen Abschätzungen unterbleiben.
b2)Von der Schaltfrequenz herrührende Welligkeit

Bild 8 zeigt einen Ausschnitt aus dem zeitlichen Verlauf der von der Schaltfrequenz der Schweißstromquelle herrührenden Welligkeit.

Von der Schaltfrequenz herrührende Welligkeit

Bild 8: Von der Schaltfrequenz herrührende Welligkeit, Ausschnitt aus dem im Bild 5 dargestellten zeitlichen Verlauf eines Schweißvorganges

Die Schritte 1 bis 3 wurden bereits durchgeführt – siehe Gesamtimpuls

Schritt 4: Bestimmung der Frequenz der Feldänderung

Es gelten die Erläuterungen gemäß Anhang 1 Abschnitt 1.1 Schritt 4. Wie im Bild 8 dargestellt, werden die Zeiten τP1 und τP2 aus dem zeitlichen Verlauf des Stromes der überlagerten Welligkeit ausgelesen.

Für das dargestellte Beispiel ist τP1 = 0,15 ms und τP2 = 0,1 ms. Damit ist der kleinste Wert der Zeitdauern tPmin = tP1 = 0,1 ms. Für die Frequenz der Feldänderung fP erhält man somit:

Formel 23
Schritt 5: Bestimmung der zulässigen Werte

Es gelten die Erläuterungen gemäß Anhang 1 Abschnitt 1.1 Schritt 5.

Es wird die Tabelle 15 der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) für die Frequenz f = 2500 Hz und dem Gewichtungsfaktor V = 6,3 angewendet.

Daraus ergeben sich die in Tabelle 4 dargestellten mittleren zulässigen zeitlichen Änderungen und die zulässigen Spitzenwerte der magnetischen Flussdichte für die Exposition unterschiedlicher Körperteile (siehe Abschnitt 4.4.5.3).
Exponiertes Körperteil Magnetische Flussdichte
mittlere zulässige zeitliche Änderung in T/s Zulässiger Spitzenwert in mT
Ganzkörper 5,95 0,6
Extremitäten 14,9 1,5
Hand 119 12

Tabelle 4: Mittlere zulässige zeitliche Änderungen und zulässige Spitzenwerte der magnetischen Flussdichte für die Frequenz f = 2500 Hz

Schritt 6: Beurteilung der Exposition

Da sich die magnetische Flussdichte proportional zu dem sie verursachenden Strom verhält, kann die fehlende Feldgröße ΔB wie folgt berechnet werden:

Formel 24

Für die von der Schaltfrequenz herrührende Welligkeit der magnetischen Flussdichte ergibt sich:

Formel 25

mit

ΔB Spitzenwert der Amplitude der magnetischen Flussdichte der von der Schaltfrequenz herrührenden Welligkeit in T
Bcirce Spitzenwert der Amplitude der magnetischen Flussdichte des Schweißimpulses in T aus Tabelle 2
Iss Spitze-Spitze Wert der Amplitude des Stromes der von der Schaltfrequenz herrührenden Welligkeit aus Bild 8
Icirce Spitzenwert der Amplitude des Schweißstromes in A aus Bild 5

Es sind die im Schritt 5 berechneten zulässigen Werte mit dem berechneten Wert der Welligkeit der magnetischen Flussdichte ΔB zu vergleichen.

Für das Beispiel zeigt der Vergleich des maximal zulässigen Spitzenwertes der magnetischen Flussdichte für die Hand (12,0 mT) mit den Werten der magnetischen Flussdichte die aus den Messungen ermittelt wurden (1,38 mT), dass die zulässigen Werte für die Exposition der Hand nicht überschritten werden.

Schritt 7: Auswahl von Maßnahmen

Da bei der Bewertung der Exposition der Hand keine Überschreitung der zulässigen Werte ermittelt wurde, sind keine besonderen Maßnahmen zur Reduzierung der Exposition notwendig.

Die zusätzlichen Festlegungen des Abschnittes 4.4.6.3 sind zu beachten!

b3)Bewertung der überlagerten Welligkeit auf der ansteigenden Flanke des Gleichstromimpulses

Die vorangegangenen Bewertungen der Exposition können unter Umständen nicht ausreichend sein, wenn der Anstieg des Schweißstromes innerhalb weniger Perioden der Wechselrichtertaktfrequenz erfolgt.

Eine zusätzliche Bewertung ist immer dann erforderlich, wenn gilt:

Formel 26

Dabei ist N die Anzahl der Teilschwingungen mit Wechselrichtertaktfrequenz (siehe Bild 9) in der ansteigenden Flanke bis der Schweißstrom der ansteigenden Flanke den Wert:

Formel 27

erreicht hat.

Für das Beispiel ergeben sich aus den in den Bildern 5, 7 und 9 dargestellten Stromverläufen:

Formel 28

 

Ansteigende Flanke des Schweißstromes

Bild 9: Ansteigende Flanke des Schweißstromes, Ausschnitt aus dem im Bild 5 dargestellten zeitlichen Verlauf eines Schweißvorganges

Die Anzahl der Teilschwingungen N ist damit kleiner als das Verhältnis des Spitzenwertes des Schweißstromes zum Spitze-Spitze Wert der Amplitude der von der Schaltfrequenz herrührenden Welligkeit. Damit ist eine zusätzliche Bewertung der ansteigenden Flanke des Schweißstromes erforderlich.

Die Schritte 1 bis 3 wurden bereits durchgeführt – siehe Gesamtimpuls

Schritt 4: Bestimmung der Frequenz der Feldänderung

Zunächst ist der kleinste Wert der Zeitdauern τPmin = τP zu bestimmen. Dieser Wert ist, für den dargestellten exponentiellen Stromverlauf, aus der ersten Teilschwingung des Wechselrichtertaktes in der ansteigenden Flanke des Schweißstromes zu ermitteln (siehe Bild 10).

Bestimmung des frequenzbestimmenden zeitlichen Parameters

Bild 10: Bestimmung des frequenzbestimmenden zeitlichen Parameters τP

Aus Bild 10 wird für τPmin = τP = 0,36 ms ausgelesen.

Die Frequenz der Feldänderung fP wird analog zum Anhang 1 Abschnitt 1.1 Schritt 4 berechnet. Man erhält somit:

Formel 29
Schritt 5: Bestimmung der zulässigen Werte

Es gelten die Erläuterungen gemäß Anhang 1 Abschnitt 1.1 Schritt 5.

Auf Grund des exponentiellen abnehmenden Strom- bzw. Feldverlaufs wird entsprechend der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) zur Beurteilung der Exposition die maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte benutzt.

Es wird die Tabelle 14 der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) für die Frequenz f = 695 Hz und dem Gewichtungsfaktor V = 6,3 angewendet. Daraus ergeben sich die in der Tabelle 5 aufgeführte maximalen zulässigen zeitlichen Änderungen.

Exponiertes Körperteil Maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte in T/s
Ganzkörper 3,8
Extremitäten 9,4
Hand 75

Tabelle 5: Maximal zulässige zeitliche Änderungen der magnetischen Flussdichte für die Frequenz f = 695 Hz

Schritt 6: Beurteilung der Exposition

Für die von der Schaltfrequenz herrührende Welligkeit der magnetischen Flussdichte ergibt sich:

Formel 30

mit

ΔB Änderung der magnetischen Flussdichte der ersten Teilschwingung des Wechselrichtertaktes in der ansteigenden Flanke des Schweißstromes
Bcirce Spitzenwert der Amplitude der magnetischen Flussdichte des Schweißimpulses aus Tabelle 1 gemessen am Elektrodenarm
ΔI Änderung des Schweißstromes der ersten Teilschwingung des Wechselrichtertaktes in der ansteigenden Flanke des Schweißstromes aus Bild 10
Icirce Spitzenwert der Amplitude des Schweißstromes aus Bild 5

Für die maximale zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte der ersten Teilschwingung ergibt sich:

Formel 31

Es sind die im Schritt 5 berechneten Werte für die maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte mit dem berechneten Wert für die maximale zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte der abklingenden Flanke zu vergleichen.

Für das Beispiel zeigt der Vergleich der maximal zulässigen zeitlichen Änderung der magnetischen Flussdichte für die Hand (75 T/s) mit den aus den Messungen berechneten Werten der Änderung der magnetischen Flussdichte (21,66 T/s), dass die zulässigen Werte für die Exposition der Hand nicht überschritten werden.

Schritt 7: Auswahl von Maßnahmen

Da bei der Bewertung der Exposition der Hand keine Überschreitung der zulässigen Werte ermittelt wurde, sind keine besonderen Maßnahmen zur Reduzierung der Exposition notwendig.

Die zusätzlichen Festlegungen des Abschnittes 4.4.6.3 sind zu beachten!

1.3 Kondensator-Entladungs-Schweißeinrichtung

Im Bild 11 ist der zeitliche Verlauf des Schweißstromes einer Kondensator-Entladungs-Schweißeinrichtung für einen Schweißvorgang dargestellt.

Dieser besteht aus einer Aneinanderreihung zweier Exponentialfunktionen. Für jede dieser Signalkomponenten muss eine getrennte Bewertung durchgeführt werden.

Zeitlicher Verlauf des Schweißstromes

Bild 11: Zeitlicher Verlauf des Schweißstromes während eines Schweißvorganges an einer Kondensator-Entladungs-Schweißeinrichtung

Die für die Expositionsbewertung notwendigen Zeitparameter und Werte der magnetischen Flussdichte können nachfolgender Tabelle entnommen werden.

Bcircer gleich Bmax r Spitzenwert der magnetischen Flussdichte der ansteigenden Flanke 6,35 mT
Bcircef gleich Bmax f Spitzenwert der magnetischen Flussdichte der abfallenden Flanke 6,85 mT
τPr   1,8 ms
τCr   2,5 ms
τPf   3,3 ms
τCf   4,5 ms

Tabelle 6: Zeitparameter und Werte der magnetischen Flussdichte für den Zeitverlauf des Schweißstromes in Bild 11

Die Expositionsbestimmung erfolgt in diesem Fall für die Position Vorderseite Mitte Rumpf.

Schritt 1: Bestimmung der zeitlichen Summe der Feldänderungen

Bei dem im Bild 11 dargestellten zeitlichen Verlauf des Stromes finden wesentliche Änderungen der magnetischen Flussdichte während der Zeit des gesamten Schweißvorgangs statt.

Damit ergibt sich die zeitliche Summe der Feldänderungen τD aus der Summe der Zeitdauern der beiden Flanken:

τD = τCr + τCf = 2,5 ms + 4,5 ms = 7 ms

Schritt 2: Bestimmung der zeitlichen Dauer eines Impulses/Impulszuges mit anschließender Pause

Die Integrationszeit TI kann auf T = 1 s beschränkt werden (siehe Anhang 1 Abschnitt 1.1 Schritt 2).

Schritt 3: Berechnung des Gewichtungsfaktors V

Der Gewichtungsfaktor wird analog zu Anhang 1 Schritt 3 berechnet.

Für den im Bild 5 dargestellten Schweißvorgang hat der Gewichtungsfaktor den Wert:

Formel 32
Schritt 4: Bestimmung der Frequenz der Feldänderungen

Die Frequenz wird aus dem zeitlichen Verlauf der jeweiligen Flanke des Stromes oder des Feldes bestimmt. Hierzu sind nach der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) zunächst die Frequenz bestimmenden zeitlichen Parameter für exponentielle Feldverläufe zu ermitteln. Für das Beispiel ist hierzu entsprechend Bild 11 der jeweilige Zeitpunkt für die ansteigende und die abfallende Flanke zu ermitteln. Aus den ermittelten Zeitdauern (siehe Tabelle 6) kann die jeweilige Frequenz bestimmt werden:

Formel 33

 

Formel 34
Schritt 5: Bestimmung der zulässigen Werte

Es gelten die Erläuterungen gemäß Anhang 1 Abschnitt 1.1 Schritt 5.

Auf Grund des exponentiellen abnehmenden Strom- bzw. Feldverlaufs wird entsprechend der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) zur Beurteilung der Exposition die maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte benutzt.

Die ermittelten Frequenzen liegen beide im Frequenzbereich 1 bis 1000 Hz. Die anzuwendende Tabelle 14 der Unfallverhütungsvorschrift „Elektromagnetische Felder“ (BGV B11) weist bei der Ermittlung der zulässigen Werte keine Abhängigkeit zur Frequenz aus, so dass hierzu lediglich der Gewichtungsfaktor V = Vmax = 8 herangezogen werden muss. Damit ergibt sich für die maximal zulässige zeitliche Änderungen der magnetischen Flussdichte für den Expositionsbereich 1 ein Wert von 4,8 T/s.

Schritt 6: Bewertung und Beurteilung

Für die maximale zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte der gemessenen ansteigende Flanke ergibt sich:

Formel 35

Für die maximale zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte der abfallende Flanke ergibt sich:

Formel 36

Es sind die im Schritt 5 berechneten Werte für die maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte mit dem berechneten Wert für die maximale zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte der jeweiligen Flanke zu vergleichen.

Hieraus ergibt sich, dass sowohl der Wert aus ansteigenden als auch aus der abfallende Flanke die maximal zulässige zeitliche Änderung der magnetischen Flussdichte von 4,8 T/s nicht überschreiten.

Schritt 7: Auswahl von Maßnahmen

Die untersuchte Position stellt für den Bediener eine so genannte Worst-Case-Situation dar, so dass zur Arbeitsplatzbewertung „Bedienposition“ keine weitere Untersuchung notwendig ist. Da bei der Bewertung der Exposition in der gemessenen Position keine Überschreitung des zulässigen Wertes ermittelt wurde, sind hieraus keine Maßnahmen zur Reduzierung der Exposition notwendig.