6 Arbeitsorganisation

§§ 3 und 4 der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
i.V.m. Anhang
Anforderungen und Maßnahmen für Arbeitsstätten nach § 3 Absatz 1, Nr. 6.1
(2) Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass die Tätigkeiten der Beschäftigten an Bildschirmgeräten insbesondere durch andere Tätigkeiten oder regelmäßige Erholungszeiten unterbrochen werden.

Mit der Forderung nach regelmäßiger Unterbrechung der Bildschirmarbeit durch Tätigkeitsanteile, die vom Bildschirm unabhängig sind, soll das Konzept der "Mischarbeit" verwirklicht werden. Bei dieser "Mischarbeit" werden Tätigkeitsanteile kombiniert, die unterschiedliche Anforderungen an die Beschäftigten stellen, dadurch eine einseitige Belastung vermeiden und die Leistungsfähigkeit besser erhalten.

Sind unterschiedliche Tätigkeitsanteile mit wechselnden Belastungen nicht möglich, kann eine Unterbrechung der täglichen Arbeit am Bildschirmgerät auch durch regelmäßige kurzzeitige Erholungszeiten (Pausen) erreicht werden. Die optimale Lage und Dauer dieser Erholungszeiten sind von der jeweiligen Tätigkeit am Bildschirmgerät abhängig.

Mehrere kürzere Erholungszeiten haben einen höheren Erholungseffekt als wenige längere Erholungszeiten gleicher Gesamtdauer. Günstig ist, wenn in den Erholungszeiten Bewegungsübungen durchgeführt werden können. Das Zusammenziehen oder das Aufsparen von Erholungszeiten zur Verkürzung der täglichen Gesamtarbeitszeit hat keinen Erholungseffekt und ist deshalb ungeeignet.

Im Folgenden werden Empfehlungen zur Gestaltung gesunder und erfolgreicher Büroarbeit gegeben (Tabelle 1). Es sei betont, dass die einzelnen Punkte nicht insgesamt erfüllt sein müssen, sondern dass sie im Einzelfall separat oder kombiniert hilfreich sein können, um die Arbeit so zu gestalten, dass die gegebenenfalls eintretenden negativen Folgen der Belastung durch Bildschirmarbeit gering gehalten werden. Insbesondere sei auf die sinnvolle Gestaltung von Bildschirmarbeitsunterbrechungen durch Art und Ablauf der Arbeitstätigkeit sowie durch Pausen hingewiesen, die langfristig die Leistung der Beschäftigten positiv beeinflussen können.

Weitere Literatur
  • VBG-Fachwissen "Gesundheit im Büro – Fragen und Antworten"

Tabelle 1: Allgemeine Gestaltungshinweise zur Büroarbeit

Handlungsfeld Motto Beispiele für Maßnahmen
Arbeitsbedingungen
Organisationsstruktur und Ablauforganisation "Wer die Aufgaben und Ziele des Unternehmens kennt, kann seine Arbeit daran orientieren."
  • Transparenz der Struktur
  • Transparenz der Verantwortlichkeiten
  • Unternehmensleitbild
Ablauforganisation "Wenn die Prozesse und Schnittstellen im Unternehmen bekannt sind, kann die Effizienz verbessert werden."
  • Verbesserung der Prozesse (Qualitätsmanagement)
  • Schnittstellen optimieren
Entwicklungs- und Lernchancen bei der Arbeit "Wer qualifiziert ist, kann seine Aufgaben effektiv bewältigen und ist für neue Anforderungen gerüstet."
  • Ausreichende Grundqualifikation
  • Systematische Analyse des Weiterbildungsbedarfs
  • Kontinuierliche Fort- und Weiterbildung
  • Entwicklungsoptionen anbieten – zum Beispiel Fachkarriere
Soziale und finanzielle Gratifikationen "Wer Anerkennung und Unterstützung erfährt, ist auch bereit, sich im Unternehmen mit seiner Leistung einzubringen."
  • Soziale und fachliche Anerkennung der Tätigkeit
  • Transparente und gerechte Entlohnungssysteme
  • Quantitative und qualitative Bewertungssysteme
Arbeitsverteilung und Aufgabenzuschnitt "Wenn Menge und Art der Arbeit individuell angemessen sind, kann sie erfolgreich bewältigt werden."
  • Angemessener Arbeitsumfang
  • Widerspruchsfreie Arbeit
  • Berücksichtigung individueller Kompetenzen und Wünsche
Informationsmanagement "Wenn Informationen für alle zugänglich sind, können Veränderungen mitgetragen werden."
  • Eindeutige und für alle zugängliche Informations- und Kommunikationswege
  • Angemessene Informationsmedien – zum Beispiel Intranet
  • Regelmäßige Teamsitzungen
Arbeitszeit "Wenn bei der Arbeitszeit individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden können, steigt die Motivation und Arbeitszufriedenheit."
  • Gleitzeit
  • Flexible Arbeitszeiten
  • Teilzeitmodelle
Arbeitsumgebung "Bei einer störungsfreien und ansprechenden Arbeitsumgebung kann der Einzelne optimal seine Leistungsfähigkeit abrufen."
  • Ausreichende Helligkeit
  • Gute Akustik
  • Behagliches Raumklima
Arbeitsplatz "Wenn der Arbeitsplatz sicher und ergonomisch gestaltet ist, können zu hohe Belastungen der Benutzer vermieden werden."
  • Geeigneter Arbeitstisch
  • Ergonomisch gestalteter Büroarbeitsstuhl
Arbeitsmittel "Zuverlässige und störungsfreie Arbeitsmittel sind eine effektive Hilfe bei der auszuübenden Tätigkeit."
  • Entspiegelter und ausreichend großer Bildschirm
  • Ergonomische Software
Aufgaben- und mitarbeiterorientiertes Führungsverhalten
Rückmeldung zur Tätigkeitsausführung und zu den Arbeitsergebnissen "Wer die eigenen Stärken und Schwächen kennt, kann sich verbessern und weiterentwickeln."
  • Regelmäßige Mitarbeitergespräche
  • Rückmeldung zur Qualität und Quantität der Arbeit
  • Gemeinsam vereinbarte Ziele
  • Angemessene und ehrliche Rückmeldungen (Lob und Kritik)
Erweiterung von Entscheidungskompetenzen und Übertragung von Verantwortung "Wer eigenständig Entscheidungen treffen kann, fühlt sich für seine Arbeit verantwortlich."
  • Möglichkeiten zur selbstorganisierten Projektarbeit
  • Eigenverantwortliches Handeln fördern
Verantwortungs- und Teamstrukturen "Wenn Aufgaben und Verantwortlichkeiten geklärt sind, kann Arbeit systematisch und zielgerichtet bewältigt werden."
  • Klare Weisungs- und Entscheidungsbefugnisse
  • Angemessene Teamgröße
  • Klare Absprachen an Schnittstellen im Team
Merkmale der Arbeitsaufgabe
Aufgabenvielfalt und Aufgabenwechsel "Wer angemessen gefordert ist und Möglichkeiten auf Abwechslung hat, erreicht optimale Leistung und bleibt aktiv und gesund."
  • Systematische Tätigkeits- und Arbeitswechsel
  • Angebote, Tätigkeitsspektrum zu erweitern
  • Mischtätigkeiten
Erweiterung von Tätigkeitsspielräumen "Wer unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzt, kann auch in anspruchsvollen Situationen flexibel und sicher handeln."
  • Ganzheitliche Tätigkeiten
  • Möglichkeiten zur Projektarbeit und Selbstorganisation
Pausenregelungen "Wer sich seine Ressourcen einteilt, wird langfristig erfolgreich sein."
  • Kurzpausen/Erholzeiten fördern die langfristige Leistung
  • Aktive Pausengestaltung – zum Beispiel Bewegungsangebote
  • Separate und ansprechende Pausenräume
Leistungs- und Zeitvorgaben "Wenn Leistungs- und Zeitvorgaben angemessen gesetzt sind, ist ein erfolgreiches und langfristig gesundes Arbeiten möglich."
  • Angemessene Leistungs- und Zeitvorgaben (nach Rücksprache mit den Beschäftigten)
  • Transparente Leistungs- und Zeitvorgaben
Soziale Bedingungen
Interne Kommunikationsmöglichkeiten "Wenn Möglichkeiten für Kommunikation und Kooperation gegeben sind, erhalten Beschäftigte auch in schwierigen Situationen Hilfe und Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen."
  • Regelmäßigen Informationsaustausch ermöglichen
  • Möglichkeiten für soziale Kontakte bieten – zum Beispiel Kommunikationsecke, Betriebsausflug