2. Die Gefahren des elektrischen Stroms

Die Gefahren des elektrischen Stroms lassen sich grundsätzlich in drei Bereiche einteilen:

  1. Unfälle durch Fluss elektrischen Stroms über den menschlichen Körper (Durchströmungsunfall)
  2. Verbrennungen durch die Einwirkung von Lichtbögen (Lichtbögen sind sog. elektrische Durchschläge) durch die Luft, verbunden mit der Bildung von energiereichen Funken, Flammbögen oder Plasma
  3. Brandentstehung durch Kurzschlüsse, starke Erwärmung elektrischer Einrichtungen (z. B. von Leitungen, Spulen, etc.) oder Überhitzung elektrischer Geräte

2.1 Der Durchströmungsunfall

Durchströmungsunfälle (elektrischer Schlag) sind die am häufigsten vorkommenden Elektrounfälle. Ein Durchströmungsunfall kann sich dann ereignen, wenn der menschliche Körper Teil eines geschlossenen Stromkreises wird (Abb. 1).

Abb. 1: Körperdurchströmung Hand = > Füße (Schema)

Die Schwere eines Durchströmungsunfalls (z. B. Durchströmung von Hand zu Fuß bzw. von Hand zu Hand) hängt wesentlich von der Stärke des über den menschlichen Körper fließenden Stroms, vom Weg des Stromes durch den menschlichen Körper und von der Einwirkzeit ab.

Der elektrische Strom folgt auch beim Durchströmen durch den menschlichen Körper dem Ohm’schen Gesetz. Danach hängt die Stromstärke von der angelegten Spannung und dem Widerstand des Stromkreises ab. Je größer die Spannung ist, desto größer ist auch die Stromstärke.

Ab 50 V Wechselspannung muss (entgegen der weit verbreiteten Meinung) mit einem tödlichen Ausgang durch die Durchströmung gerechnet werden.

Eine Überbrückung des menschlichen Körpers mit der üblichen Netzspannung von 230 V gegen Erde gemäß dem Ohm´schen Gesetz (I = U/R) bedingt bei einem Körperwiderstand von 1000 Ohm einen Strom von 230 mA durch den Menschen (vereinfacht angenommen). Ein Durchströmungsunfall unter diesen Voraussetzungen führt zu Herzkammerflimmern und wird, wenn nicht schnellstmöglich eine wirksame Erste Hilfe (Kapitel 9) erfolgt, tödlich verlaufen.


Eine Körperdurchströmung mit 230 V Wechselstrom kann tödlich enden!

2.2 Der Sekundärunfall

Bereits ein geringer Stromfluss unterhalb der "Loslassgrenze" (< 15 mA), kann durch die damit verbundenen Schreckreaktionen und einen daraus resultierenden Sekundärunfall gefährlich sein. Sekundärunfälle werden durch strombedingte Reflexe und unkontrollierte Bewegungen des Körpers ausgelöst. Damit sind auch vergleichsweise kleine Werte der Berührungsspannung weit unter dem Grenzwert von 50 V Wechselspannung relevant. Dadurch kommt es bspw. zu Stürzen von Leitern, Abrutschen der Hand, ein Hineingreifen in bewegte Maschinenteile o. Ä.


Auch ein "harmloser Stromwischer" kann zu gefährlichen "Sekundärunfällen" führen!

Tabelle 1: Wirkung des Stroms auf den menschlichen Körper in Abhängigkeit der Stromstärke

Stromstärke

Wirkung auf den menschlichen Körper

< 5 mA (Milliampere)

Nur geringe Einwirkungen (Kribbeln, leichter Schlag)

5 - 15 mA

Muskelverkrampfung, Loslassen aber noch möglich

> 15 mA

Muskelverkrampfung, selbständiges Loslassen nicht mehr möglich

> 25 mA

Blutdrucksteigerung, Herzunregelmäßigkeit, Herzstillstände mit Wiedereinsetzen der Herztätigkeit

> 50 mA

Bewusstlosigkeit

> 80 mA

Herzkammerflimmern (akute Lebensgefahr)

> 3000 mA

Innere und äußere Verbrennungen, Herzstillstand


2.3 Brandentstehung durch elektrische Einrichtungen

Die Auswertung von Brandereignissen zeigt, dass die Ursache von Bränden oft ein elektrisches Kleingerät, wie ein defekter Wasserkocher oder eine schadhafte Kaffeemaschine sind. Nimmt man die verschiedenen Brandursachenstatistiken genauer unter die Lupe, kann davon ausgegangen werden, dass "Elektrizität" die Ursache für jeden dritten Brand ist.

Häufig sind Kurzschlüsse und starke Erwärmung elektrischer Einrichtungen (z. B. von Leitungen, Spulen, etc.) oder sonstige Überhitzung elektrischer Geräte die Ursache.

 

 

Autor: Hartmann
2015-2-24