3. Bedienungstheke

3.1 Aufbau

Bedienungstheken kommen sowohl in festen als auch mobilen Verkaufsstätten vor. Darin wird die Ware dem Kunden präsentiert, Verkäuferinnen und Verkäufer bedienen die Kundschaft.

Häufig erfolgt die Auswahl einer Theke vorrangig nach dem Merkmal der Warenpräsentation. Die Bewegungsbereiche des Verkaufspersonals und deren Arbeitsbelastungen spielen meistens eine untergeordnete Rolle.

Abb. 1: Elemente einer Bedienungstheke
Abb. 1: Elemente einer Bedienungstheke


3.2 Zwangshaltungen

In Abhängigkeit von der baulichen Gestaltung der Theke und den Körpermaßen des Verkaufspersonals treten in der Praxis oft Zwangshaltungen auf.

Bei den Tätigkeiten kommt es zum

Das führt u. a. zum

Dadurch kommt es zu Belastungen im

Druckbelastungen im Bauchbereich gefährden besonders Schwangere.

Fehlende Kniefreiheit birgt die Gefahr des Anstoßens und der Hämatombildung.


3.3 Maßnahmen

3.3.1 Erreichbarkeit der Ware

Die folgenden Maßnahmen erleichtern das Erreichen der Ware.

Auslagentiefe
Hauptursache für das Auftreten von Zwangshaltungen ist eine zu große Auslagentiefe (Abb. 2). Theken haben häufig Auslagetiefen von 840 bis 920 mm. Wird die Tiefe einer Arbeitsplatte von z. B. 380 mm hinzugerechnet, ergibt sich eine Gesamtweite von bis zu 1300 mm.

Abb. 2: Zwangshaltung bei Theke mit großer Auslagentiefe
Abb. 2: Zwangshaltung bei Theke mit großer Auslagentiefe

Bei 90 % der Frauen liegt die Greifweite nach vorn zwischen 625 und 750 mm, bei 90% der Männer zwischen 685 und 815 mm. Das sind die Werte für die Greifweite nach vorn in Schulterhöhe. Beim Greifen nach vorne unten verringern sich diese Maße noch.

Bei großen Auslagentiefen kann der vordere Bereich der Auslage somit nicht ohne Zwangshaltung erreicht werden. Zudem besteht die Gefahr des Anstoßens mit dem Kopf an der Kante der oberen Ablage.

Ergonomisch günstige Auslagentiefe
Als ergonomisch günstig erweist sich eine Auslagentiefe von maximal 600 mm (Abb. 3). Bei seitlich verfahrbaren Arbeitsstationen (Abb. 4) kann das Verkaufspersonal näher an die Auslage herantreten, so dass hier Auslagentiefen bis zu 750 mm möglich sind. Größere Reichweiten sind zwangsläufig mit Fehlhaltungen verbunden.

Abb. 3: Beschickung der Theke in ergonomisch günstiger Körperhaltung
Abb. 3: Beschickung der Theke in ergonomisch günstiger Körperhaltung


Abb. 4: Seitlich verfahrbare Arbeitsstation
Abb. 4: Seitlich verfahrbare Arbeitsstation

Die Arbeitsplatte sollte nicht tiefer als 300 mm sein, um das Greifen im Nahbereich nicht zu behindern.

Thekenbelegungsplan
In Bedienungstheken sollten die Waren, die schwer sind oder häufig gehandhabt werden, im günstigsten Greifraum des Verkaufspersonals gelagert werden.

Hier hilft ein Thekenbelegungsplan. Bei der Belegung der Theke ist zu beachten (Abb. 5):

Abb. 5: Greifräume an einer Bedienungstheke
Abb. 5: Greifräume an einer Bedienungstheke

Grün: vorgebeugt erreichbar (Person in der Mitte); Ware, die oft gewünscht wird oder schwer ist.

Gelb: leicht vorgebeugt erreichbar (Person links); zusätzliches Beugen beim Umgreifen der Arbeitsplatte ist erforderlich, da Ware teilweise unter der Arbeitsplatte liegt und schlecht zu sehen ist.

Rot: ungünstige Körperhaltung durch weites Vorbeugen (Person rechts); Ware, die leicht ist oder seltener gegriffen werden muss.

Zu beachten ist, dass sich der Greifabstand durch Arbeitsstationen, z. B. Waage oder durch Einbauten wie Streben, vergrößert.

Fuß- und Beinraumtiefe
Die Fußraumtiefe F (Abb. 6) setzt sich aus dem Sockelrücksprung und dem Überstand der Arbeitsplatte zusammen und sollte mindestens 150 mm betragen. Damit die Beinraumtiefe B in Kniehöhe ausreichend ist, sollte der Überstand der Arbeitsplatte mindestens 80 mm betragen. Dadurch kann das Verkaufspersonal nah an die Arbeitsplattenkante herantreten.

Abb. 6: Beispiel für ausreichende Fuß- und Beinraumtiefe
Abb. 6: Beispiel für ausreichende Fuß- und Beinraumtiefe

Greifhilfen
Je nach Ware kann die Reichweite mit Greifhilfen wie Zangen und Gabeln verlängert werden. Dadurch werden extreme Zwangshaltungen vermieden (Abb. 7).

Abb. 7: Verwendung einer Gabel als Greifhilfe
Abb. 7: Verwendung einer Gabel als Greifhilfe

Streben
Streben bzw. Stützen im Bedienbereich der Theke erschweren das Erreichen der Ware. Durch seitliches Umgreifen der Streben treten belastende Seitneigungen und Verdrehungen des Oberkörpers auf.

Bei Theken ohne Streben entfallen die oben beschriebenen Zwangshaltungen (Abb. 8).

Abb. 8: Theke ohne Streben oder Einbauten
Abb. 8: Theke ohne Streben oder Einbauten

Kanten
Abgeschrägte Thekenkanten verringern die Druckbelastung im Bauch- und Hüftbereich und sind angenehm für das Verkaufspersonal (Abb. 9).

Abb. 9: Abgeschrägte Thekenkante
Abb. 9: Abgeschrägte Thekenkante

Warenübergabe
Abgesenkte Thekenbereiche als Durchreichemöglichkeiten erleichtern die Warenübergabe an den Kunden (Abb. 10).

Abb. 10: Abgesenkter Thekenbereich als Durchreichemöglichkeit
Abb. 10: Abgesenkter Thekenbereich als Durchreichemöglichkeit

Kasse
Der Eingabebildschirm der Kasse kann dreh- und neigbar an einer Säule auf der Arbeitsplatte angebracht werden. Die Neigung muss so eingestellt werden, dass die Hände beim Eintippen nicht nach oben angewinkelt werden. Der Bildschirm und die geöffnete Kassenschublade ragen nur wenig in den Gang (Abb. 11 und 12).

Abb. 11: Dreh- und neigbarer Bildschirm
Abb. 11: Dreh- und neigbarer Bildschirm

Abb. 12: Kurze Kassenschublade
Abb. 12: Kurze Kassenschublade

Anforderungen an Kassenarbeitsplätze sind im DGUV Regelwerk beschrieben:
DGUV Information 208-002 "Sitz-Kassenarbeitsplätze"
DGUV Information 208-003 "Steh-Kassenarbeitsplätze"

3.3.2 Arbeitshöhe

Eine ergonomisch günstige Körperhaltung erfordert bei stehend zu verrichtenden Arbeiten, z. B. Schneiden, eine Arbeitshöhe von etwa 100 bis 150 mm unterhalb der Ellenbogen (vgl. Abschnitt 4.2).

Die Höhe der Arbeitsplatte an der Bedienungstheke sollte im Bereich von 840 bis 1100 mm liegen. Im Idealfall sollte die Arbeitsplattenhöhe an die Körpergröße des Verkaufspersonals angepasst werden können.

Liegt die Arbeitshöhe zu niedrig, ist häufiges Vorbeugen erforderlich, was den Rücken belastet. Eine zu große Arbeitshöhe führt zum Hochziehen der Schultern und damit zu Verspannungen und Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich. Schmerzen lenken ab und können dadurch Unfälle begünstigen.

3.3.3 Erreichbarkeit von Arbeitsmitteln und Verpackungsmaterial

Ablage für Messer und Greifhilfen
Zu einem ergonomischen Thekenarbeitsplatz gehören nicht nur die geeigneten Werkzeuge zum Greifen und Schneiden der Ware, sondern auch eine sichere Ablage. Dadurch wird vermieden, dass Messer lose auf der Arbeitsfläche liegen und eine Verletzungsgefahr für das Verkaufspersonal darstellen. Arbeitsflächen sollten daher integrierte Messerhalterungen (Abb. 13) besitzen, die leicht zu reinigen sind, z. B. in dem sie einfach zerlegt werden können (Abb. 14).

Die verwendeten Greifhilfen wie Gabeln, müssen ebenfalls sicher, z. B. in Körben oder Schubladen, gelagert werden.

Abb. 13: Beispiel für eine Messerhalterung
Abb. 13: Beispiel für eine Messerhalterung

Abb. 14: Messerhalterung zerlegt
Abb. 14: Messerhalterung zerlegt

Ablage von Verpackungsmaterial
Ablagemöglichkeiten für Verpackungsmittel (Tüten, Beutel, Becher usw.) sollten an der Bedienseite so angebracht sein, dass sie keine zusätzlichen Hindernisse darstellen und leicht ohne Vorneigen des Körpers erreicht werden können (Abb. 15).

Abb. 15: Halterungen für Verpackungsmaterial
Abb. 15: Halterungen für Verpackungsmaterial

Auch diese Halterungen müssen einfach entnehmbar und leicht zu reinigen sein.

Vorratshaltung
Zur Vorratshaltung ermöglichen herausziehbare Schubfächer unter der Thekenauslage ein schnelles Nachbestücken der Theke (siehe auch Abschnitt 5.1 zu Kühltheken).

Besonders schwere Ware, z. B. Käselaibe, kann in einem Kühlschrank hinter der Theke gelagert werden. Sie können dort in ergonomischer Höhe aufbewahrt und beim Entnehmen nah am Körper gehalten werden. Sind die Kühlschranktüren durchsichtig, können die Kunden die Ware sehen.

Ein- und Ausräumen der Theke
Je nach Größe und Gewicht der Waren erleichtert eine fahrbare Hebehilfe (Transportrolli o. ä.) das Ein- und Ausräumen der Theke und den Transport der Ware zwischen Theke und Lager.

Kann die obere Ablage hochgeklappt werden, erleichtert dies das Ein- und Ausräumen der Theke oder das Platzieren von Schildern (Abb. 16). Die hochgeklappte Ablage muss aus Sicherheitsgründen gegen unbeabsichtigtes Zufallen gesichert sein (z. B. mit Gasdruckfedern).

Abb. 16: Einfaches Platzieren von Schildern
Abb. 16: Einfaches Platzieren von Schildern

3.3.4 Reinigung

Bedienungstheken müssen so gestaltet sein, dass die Reinigung in ergonomisch günstiger Haltung durchführbar ist.

Thekenscheiben sollten möglichst nach oben zu öffnen sein, um ein leichtes Reinigen zu ermöglichen (Abb. 17).

Abb. 17: Nach oben geöffnete Thekenscheibe
Abb. 17: Nach oben geöffnete Thekenscheibe

Ein kippbarer Thekenboden (Abb. 18) und entnehmbare Zwischenböden (Abb. 19) erleichtern zusätzlich die Reinigung.

Abb. 18: Kippbarer Thekenboden auf der Kundenseite
Abb. 18: Kippbarer Thekenboden auf der Kundenseite

Abb. 19: Einfaches Entnehmen der Zwischenböden
Abb. 19: Einfaches Entnehmen der Zwischenböden